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Empfehlungen für Angehörige von Menschen mit der Diagnose Multiple Sklerose (MS)

MS was ist das?

MS oder Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung des Nervensystems. Dadurch kommt es im zunehmenden Maße zu Beeinträchtigungen von Körperfunktionen. Kann man dieses Fortschreiten nicht stoppen enden Erkrankte letztendlich im Rollstuhl.
Bei einer Autoimmunerkrankung werden bestimmte Gewebe des Körpers vom eigenen Immunsystem angegriffen. MS ist nicht zu verwechseln mit “Muskelschwund”, unter diesem Namen fasst man eine Gruppe von Muskeldystrophien zusammen bei denen zu einer Degenaration der Muskulatur aufgrund von mangelnden oder defekten Eiweißen kommt.

MS Entstehung

Die Forschung hat die Krankheitsentstehung weitestgehend aufgedeckt. Um MS in den Griff zu kriegen, sie aufzuhalten oder besser noch der Krankheit vorzubeugen, versteht man am besten was passiert und welche Auslöser dafür verantwortlich sind.
Bei MS wird ein Gewebe im Zentralen Nerven System (ZNS) in einer Autoimmunreaktion angegriffen. Autoimmun bedeutet, das Immunsystem greift den eigenen Körper an. Bei der MS sind die Myelinscheiden unter Beschuss. Diese Hülle aus Fett und Eiweiß ist eine Art Isolierung für schnellleitende Nervenfasern. Wenn schließlich kein Myelin mehr da ist wird die Nervenfaser selbst beschädigt und zerstört. Normalerweise transportieren diese Nervenfasern (Axone) Informationen vom Gehirn in alle möglichen Körperteile. Sind diese Axone nicht mehr intakt, werden die Informationen verlangsamt weiter gegeben oder kommen gar nicht mehr an. Dadurch kommt es zu den typischen Beeinträchtigungen bei MS.
Studien zeigen, dass MS schon in der Jugend beginnt, häufig aber erst 20-30 Jahre später symptomatisch (sichtbar und durch ärztliche Diagnose feststellbar) wird.
Möchte man MS also verhindern, macht man das am besten schon in der Jugend.

Typischen Beeinträchtigungen bei MS

Doppelt sehen weil das Auge nicht mehr ordentlich nach links und rechts gestellt werden kann.
Kribbeln und Stechen an den Extremitäten weil Nerven die Gefühle nicht mehr vollständig übertragen.
Gangunsicherheit (Gehen wie Betrunken) weil die Balance nicht mehr gehalten werden kann.
Sachen fallen lassen weil man nicht mehr ordentlich zupacken kann.
Verwaschene Sprache weil einem die Zunge nicht mehr gehorcht.
Häufiges Pinkeln müssen weil die Blasenfunktion eingeschränkt ist.
Verstopfung weil die Darmbewegung nicht mehr ordentlich ist.
Chronische Müdigkeit bei der man sich einfach zu nichts mehr aufraffen kann.
Vergesslichkeit von einfachen Sachen: z.B. macht man sich aus der Küche auf den Weg ins Badezimmer und hat vor dem Waschbecken vergessen, dass man sich die Zähne putzen wollte.
Gereiztheit und Ungeduld, viele Betroffene leiden an Depressionen und Angehörige berichten von “Persönlichkeitsveränderungen”.

MS Genetisch vererbt?

Inzwischen steht fest, dass die Gene eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von MS spielen. Bestimmte Gene müssen vorhanden sein damit die Krankheit auftreten kann. Es handelt sich hauptsächlich um Gene die Einfluss auf die Immunfunktion haben. Aber das bloße Vorhandensein dieser Gene reicht noch nicht aus um auch MS krank zu werden. Es spielen auch sogenannte Umweltfaktoren eine Rolle. Das Gute ist, dass man diese zum Großteil kontrollieren kann.
Betrachtet man die gesamte Bevölkerung, so tragen wohl 0,5% der Europäer und Nordamerikaner diese Gene in sich. In Regionen mit hohem MS Risiko erkranken ca. ein Drittel bis zu der Hälfte dieser Genträger auch an der Erkrankung (ca. einer aus 500). Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die beste Erklärung dafür ist derzeit der genetische Unterschied der Hormonproduktion zwischen Männlein und Weiblein.

MS Risiko bei Kindern und Geschwistern

Bei Geschwistern ist das MS Risiko verglichen mit der Allgemeinheit 40x größer. Frauen haben ein höheres Risiko. Dadurch ergibt sich das höchste Risiko für Schwestern von MS kranken Frauen.
Kinder von MS Kranken haben ein Risiko von 1 aus 30. Auch hier ist das Risiko für Frauen größer und man schätzt, dass Töchter von MS kranken Müttern mit einem bestimmten Immun-Gen ein Risiko von 10% haben. Eine erschreckend große Zahl.
In letzter Zeit laufen viele Untersuchungen, die die sogenannte Epigenetik im Zusammenhang mit MS und anderen Autoimmunerkrankungen untersuchen. Dabei werden bestimmte Schalter umgelegt, die Gene sozusagen aktivieren, bzw. abschalten können. Einmal umgelegt dauert es mehrere Generationen dies wieder rückgängig zu machen. So lässt sich erklären, wie in manchen Familien die Wahrscheinlichkeit an MS zu erkranken noch wesentlich höher ist als die oben genannten Zahlen.
Um diese Quote zu senken und die Zahl neuer Erkrankungen von lieben Kindern, Brüdern und Schwestern zu verhindern sollte man ein paar vorbeugende Maßnahmen treffen.

Das Umfeld verändern

An dem Einfluss von Umweltfaktoren bei der Entstehung und dem Fortschreiten von MS besteht überhaupt kein Zweifel mehr. Diese Umweltfaktoren sind die Ursache von MS. Am einfachsten vorbeugen vor MS kann man dadurch, dass man sich einigen dieser Faktoren nicht aussetzt bzw. fehlende ergänzt.
Umweltfaktoren könne entweder eine Autoimmunreaktion hervorrufen oder sie setzen die Unterdrückung dieser krankhaften Reaktionen herab.

4 Ursachen für MS

1. Virale oder bakterielle Infektionen
Ein paar bekannte Viren und Bakterien spielen eine Rolle bei der Entstehung des Immunangriffs auf die Myelinscheiden.
2. Lebensmittel (LM)
Milchprodukte (Milch, Käse, Joghurt), Gluten aus Getreide (Hülsenfrüchte (Bohnen, Soja, Erdnüsse, Cashews) aktivieren das Immunsystem im Darm.
3. Vitamin D Mangel
Ein Vitamin D Mangel verhindert die Unterdrückung des Immunsystems und es kann über reagieren.
4. Fischöl Mangel
Auch ein Mangel an Fischöl (die ideale Mischung von Omega 3 und 6 Fettsäuren) verhindert die Unterdrückung des Immunsystems.

Virale oder bakterielle Infektionen

… führen zur Aktivierung der Autoimmun Antwort und legen den Grundstock für die Erkrankung. Weil das Immunsystem eigene Körperstrukturen für fremdes Eiweiß z.B. von Viren, Bakterien oder Lebensmitteln hält, die mal als gefährlich eingestuft wurden, kommt es zu dem Autoimmun-Angriff bei genetisch vorbelasteten Personen.
Ausgelöst wird diese Immun-Antwort durch Infektionen im Kindesalter. Für Epstein-Barr Virus und einen Herpes Virus hat man diesen Zusammenhang bereits bewiesen. Beide enthalten eine Eiweißstruktur, die dem Myelin recht ähnlich ist. Diese Aktivierung ist wahrscheinlich der Anfang der Erkrankung bereits im Jugendalter.
An der Rolle dieser Infektionen bei der Entstehung besteht wenig Zweifel, allerdings kann man dagegen bisher kaum etwas unternehmen. Vielleicht wird es einmal entsprechende Impfungen zum Schutz geben. Bis dahin kann man andere Strategien zur Prävention einsetzen.

Lebensmittel

Drei Lebensmittelgruppen hat man in Zusammenhang mit der Entstehung von MS und anderen Autoimmunerkrankungen (Rheuma, Diabetes I, etc.) gebracht.
Milcheiweiß aus Milchprodukten, Käse, Joghurt, etc.
Glutenhaltiges (Getreide wie Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer)
Sicher ist Reis
Hülsenfrüchte (Bohnen, Soja, Erdnüsse, Cashews)
Genauso wie die Erreger von Infektionen enthalten diese Lebensmittel Eiweißstrukturen, die potentiell Immunzellen aktivieren, die das Myelin angreifen. Diese Lebensmittel sind auch die wohl am häufigsten verzehrten in unserer westlichen Welt. Für ein Kind oder einen Jugendlichen ist es fast unmöglich oder zumindest äußerst schwierig, diese LM komplett zu vermeiden. Meistens würde man auch keinen direkten negativen Einfluss auf die Gesundheit feststellen können. Wohl aber einen positiven wenn man richtig gesundes Essen isst. Betrachtet man die reine Prävention von MS gibt es aber einfachere Möglichkeiten mit sehr guten Erfolgsaussichten. Ein Ausschluss von zumindest Kuhmilcheiweißen macht das ganze aber ziemlich Niet- und Nagelfest.
Folgende Nahrungsmittel sollte man wegen der Entzündungsförderung meiden bzw. nicht im Übermaß zu sich nehmen:
Süßes und Softdrinks
Transfette (ranziges Frittenfett), Salatöle (Raps, Sonnenblumen, Soja, Margarine)
Alkohol (besonders Bier)

Unterdrückung der Autoimmunreaktion

Damit schädigende Autoimmunreaktionen unterdrückt werden können hat der menschliche Körper ein Sicherungssystem eingebaut, um größere Schäden verhindern zu können. Das Fehlen dieser Umweltfaktoren erschwert diese Unterdrückung und dieser Mangel ist dadurch maßgeblich an der Entstehung von MS beteiligt.

Vtiamin D Mangel

Vitamin D ist wohl der wichtigste Unterdrücker einer überschießenden Immunantwort. Vitamin D kann mit Hilfe eines gesunden Maßes an ultravioletter Strahlung auf die Haut vom menschlichen Körper selbst synthetisiert werden. Das Problem in mitteleuropäischen Breiten ist, dass wir viel zu wenig Sonnenstrahlen abbekommen um einen ausreichenden Vitamin D Spiegel im Blut zu bekommen. Im Sommer würde es gerade ausreichen wenn wir den Großteil unserer Tage an der Sonne verbringen würden. Studien zeigen klar einen Anstieg der MS Erkrankungen, je weiter man sich vom Äquator entfernt.

Vitamin D Produktion

Das Sonnenschein Vitamin wird hauptsächlich durch die Ultraviolette Strahlung (UVB) auf die Haut hergestellt. Die UVB Strahlen reagieren mit dort zirkulierendem Cholesterin zu Cholecalciferol (Vitamin D₃). In der Leber wird das Hormon dann noch weiter verarbeitet und in sämtliche Körperteile verschickt. Dort kann es dann von verschiedenen Zelltypen aktiviert werden und wichtige Vorgänge dort steuern. Der bekannteste ist die Einlagerung von Kalzium in die Knochen. Genauso wichtig ist die Immunregulation durch Vitamin D. Einige Zellen des Immunsystems weisen Bindungsstellen (Rezeptoren) für dieses Hormon auf, wodurch deren Aktivität gesteuert werden kann. Genau diese Funktion stellt den Zusammenhang zu MS dar.

Fischöl

Auch Fischöl ist sehr wichtig für die o.g. Unterdrückung einer überschießenden Immunantwort. Wie beim Vitamin D ist auch für Fischöl in Beobachtungsstudien (Epidemiologische Studien) ein Zusammenhang von Mangel an Fischöl und Zunahme der MS Erkrankungen aufgezeigt worden. Auch in Tierversuchen wurde dieser Zusammenhang bestätigt, so hat man Versuchstiere durch Gabe von mehrfach ungesättigten Omega 3 Fettsäuren vor MS schützen können.
Ein Mangel an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist bei uns die Regel, weil wir weder ausreichend Fisch essen, noch enthält unser Fleisch durch die Überzüchtung genügend gesunde Fette. Glückliche, weidende Kühe haben auch gutes Fett zu bieten.

Wieviel Vitamin D und Fischöl ist ausreichend?

Die Datenlage ist klar. Eine Gabe von Vitamin D und Fischöl ist wirksam um das Auftreten von MS in den meisten, wenn nicht sogar allen Fällen zu verhindern. Da Kinder und Geschwister von MS Kranken ein erhöhtes Risiko haben zu erkranken ist es wichtig eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Fischöl sicher zu stellen. Jetzt kann man sich natürlich wieder streiten über das Hautkrebsrisiko bei zuviel Sonne. Hier gilt: schön braun ist gut, rot werden ist schlecht. Also bei Bedarf einen geeigneten Sonnenschutz verwenden oder frühzeitig aus der Sonne gehen. Derzeitige Empfehlungen für “Risikokinder” unter 10 Jahren sind 800 IU täglich. Jugendliche und Erwachsene über 10 Jahren sollen ca. 2-3000 IU täglich einnehmen. Diese Dosen können auch problemlos einmal wöchentlich verabreicht werden weil der Körper überschüssiges Vitamin D speichert. Die maximal zulässige Dosis wird dabei nicht überschritten. Eine weitere Quelle für Vitamin D ist Lebertran – ca. 400 IU pro Teelöffel – (es gibt inzwischen Sorten mit angenehmem Minz- oder Zitronengeschmack). Der Vorteil von Lebertran ist, dass man sowohl Fischöl, als auch Vitamin D zu sich nimmt. Lachsölkapseln sind aber neutraler im Geschmack und man nimmt einfach einmal wöchentlich eine ausreichende Vitamin D Dosis dazu (z.B. 1×20000 IU Dekristol, verschreibungspflichtig!).

Regelmäßige (jährliche) Bluttests
Vitamin D    – Ideal 40-50μg/l (bei Werten >50μg/l für 2 Monate stoppen und erneut überprüfen)

Zusammenfassung

MS (Multiple Sklerose) ist eine Autoimmunerkrankung, die zu schrecklichen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen führen kann. Eine genetischer Zusammenhang ist unumstritten und Angehörige von MS Kranken sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt ebenfalls an MS zu erkranken.
Das Risiko ebenfalls an MS zu erkranken kann durch einfache Änderung der Ernährungsgewohnheiten erheblich eingeschränkt, wahrscheinlich sogar ausgeschlossen werden.
Eine Unterversorgung mit den beiden Nahrungsergänzungen Vitamin D und Fischöl steht nach aktuellem Forschungsstand mit der Entstehung von MS im Zusammenhang. Fischöl oder Lachsölkapseln und Vitamin D können einfach jeden Tag eingenommen werden:
Kinder <10 Jahren sollten 800 IU Vitamin D und 2g Omega 3 Fettsäuren täglich bekommen.
Jugendliche >10 und Erwachsene sollten 2000 IU Vitamin D und 4g Omega 3 Fettsäuren täglich bekommen.

Mit dem Schutz sollte noch heute angefangen werden!

Anmerkung für MS Kranke und deren Partner

Natürlich soll diese Info nicht den Besuch beim Arzt ersetzen und es ist wichtig für sich einen Arzt und Neurologen zu finden, der euch bei eurem Gesundung unterstützt und ein offenes Ohr für “alternative Behandlungsmethoden” hat. Dieser Arzt sollte sich auch zur Prävention äußern können.

Ein schwieriges Thema ist auch Familienplanung. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich das ganze Thema erledigt, sobald ihr eure eigene Gesundheit in den Griff bekommen habt. Dann schwebt nicht mehr dieses Damokles Schwert der Ungewissheit und “was ist wenn” über einem. Im Gegenteil, man ist voll nie geahnter Lebenslust und Kraft und solche Entscheidungen werden euch viel leichter Fallen.

Zu guter letz

Falls ihr Anmerkungen habt, Fragen, Wünsche etc. würde ich mich freuen diese in einer mail zu bekommen oder sie in den Kommentaren zu finden, damit andere auch davon profitieren können.

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